Yin und Yang im Innovationsmanagement

Yin und Yang sind Begriffe, die in der chinesischen Philosophie eine zentrale Rolle spielen bzw. gespielt haben. Die beiden Begriffe stehen für gegensätzliche Prinzipien. Der Übergang zwischen Yin und Yang ist fließend. Mit der durchgängigen Anwendung dieser binären Einteilung auf die Gesamtheit aller Dinge und Vorstellungen wurde der Gegensatz von Yin und Yang in den Rang einer universalen Gegebenheit erhoben, welche die gesamte Wirklichkeit konstituiert und charakterisiert. So wurden alle Phänomene als Manifestationen des Gegensatzes dieser beiden Gegenpole und ihres Wechselspiels gedeutet.
Bezogen auf die Entwicklung von Innovationen ist es die Aufgabe des Innovationsmanagements einen Ausgleich von Gegensätzen zu schaffen.
…. der Gegensatz von Wandel und Stabilität
Immer schnellerer Wandel des Wirtschaftslebens und seiner bestimmenden Faktoren ist ausschlaggebend dafür, dass jene Firmen erfolgreich sein werden, die sich auf neue Situationen schneller einstellen als die Konkurrenz. Geschwindigkeit und Veränderungsfähigkeit werden zu entscheidenden Faktoren im Wettbewerb.
Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren ist aus meiner Sicht die Innovations-Philosophie des Unternehmens bzw. eine gewisse Haltung der Mitarbeiter Neuem gegenüber. Gemeint ist damit, dass es Unternehmen sicher leichter haben diesem immer schnelleren Wandel zu begegnen, wenn dieser nicht als Bedrohung, sondern als Chance für neue Geschäfte und Geschäftsfelder gesehen wird.
Auf der anderen Seite spielt aber auch Stabilität und das Hochhalten der Grundwerte im Unternehmen (Zuverlässigkeit, Selbstverantwortung, respektvoller Umgang, etc.) eine wesentliche Rolle im Innovationsmanagement.
…. Der Gegensatz von langfristiger und kurzfristiger Orientierung
Ein weiterer Gegensatz liegt in langfristiger und kurzfristiger Orientierung. Auf der einen Seite steht die Vision. Die Entwicklung einer von allen getragenen, konkreten Unternehmensvision kann maßgeblich dazu beitragen, dass eine Firma als eine Einheit operiert. Eine Vision als langfristige Orientierung kann die Brücke schlagen zwischen dem Unternehmen, den Mitarbeitern und den Kunden.
Auf der anderen Seite müssen diese anvisierten langfristigen Ziele aber auch bis hin zum Tagesgeschäft umgesetzt werden.
Innovationsmanagement muss also wiederum den Ausgleich zwischen diesen Gegensätzen schaffen, um den Weg für den Erfolg zu ebnen. Glen Hoffherr hat es auf diese Weise ausgedrückt: „A creative idea is just an idea until something is done with it. You must do something or you are not creative“.
…. Der Gegensatz von Freiraum und Struktur
Ein dritter Gegensatz, den ich in diesem Zusammenhang erwähnen möchte ist einerseits Freiraum für Kreativität und die strukturierte, zielgerichtete Verwirklichung von Ideen auf der anderen Seite.
…. Unterschiedliche Sichtweisen
Schließlich und endlich ist es auch die Aufgabe des Innovationsmanagements die unterschiedlichen Sichtweisen (teilweise handelt es sich auch hier um echte Gegensätze) der am Innovationsprozess beteiligten Menschen auf ein gemeinsames Ziel auszurichten. Es gilt einen Konsens zwischen unterschiedlichen Menschen und Abteilungen herzustellen (Siehe hierzu den Blogeintrag zur strategische Planung).
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Innovationsmanagement und Innovationsprozesse so ausgerichtet sein sollten, dass ein Ausgleich zwischen diesen Gegensätzen ermöglicht wird. (Siehe hierzu die Buchinhalte zu Kapitel 1 – Innovation als Prozess)
Virtual Welding
Da ich selbst bei Fronius arbeite und bei der Entwicklung des virtuellen Schweißsystems dabei war, möchte ich als erste Innovation des Monats Virtual Welding vorstellen.
Es handelt sich hierbei zweifellos um die Schweißausbildung der Zukunft. Unter realitätsnahen Bedingungen können Trainingsteilnehmer nun Trainingseinheiten virtuell absolvieren.
Fast Tube by Casper
Der sogenannte „Ghost“, der „virtuelle Lehrer“, gibt die optimale Schweißgeschwindigkeit, den Abstand zum Werkstück und den einzuhaltenden Anstellwinkel des Schweißbrenners vor. Farbsignale nach dem Ampelsystem am Bildschirm und reale Schweißgeräusche zeigen dem Trainingsteilnehmer den aktuellen Status, sowie alle Abweichungen und/oder die richtigen Übereinstimmungen. Dadurch ist eine direkte, sofortige Korrekturmöglichkeit im Prozess gegeben.
Der „Schweißanfänger“ lernt das Handwerk Schritt für Schritt, ohne überfordert zu werden und bekommt ein technisches Gespür für Parametereinstellungen. Mit diesem durchdachten didaktischen Aufbau ist eine immer gleiche Ausbildungsqualität gesichert.
Das Glossar und die Hilfefunktion bieten dem Trainingsteilnehmer ein jederzeit abrufbares Nachschlagewerk.
Online abrufbare Updates, Onlinesupport sowie Ressourceneinsparung bis zu 25% sind einige der Vorteile des virtuellen Schweißsystems.
Mehr dazu gibt es unter: http://blog.virtualwelding.com/
Killerphrasen

Im letzten Blog-Beitrag zum Thema Ideen wurde darauf eingegangen, welche Auslöser es für Ideen gibt und wie erfolgreiche Ideenfindung unterstützt werden kann.
Aber was nützt die beste Idee bzw. was kann der kreativste Mensch ausrichten, wenn er oder sie damit auf taube Ohren stößt, oder noch viel schlimmer, eine der folgenden, viel zitierten Phrasen zu hören bekommt:
- Bei uns funktioniert das sicher nicht – damit kommen wir hier nicht durch!
- Das war schon immer so!
- Theoretisch stimmt das, aber…
- Dafür sind wir ja gar nicht zuständig.
- Das schaffen wir nie!
- Ohne jetzt die Diskussion unterbinden zu wollen…
- Wer soll denn das bezahlen? Viel zu teuer!
- Das ist ja alles ganz nett, aber unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten…!
- Seien sie erst einmal ein paar Jahre im Unternehmen,…
- Ja wenn das so einfach wäre…
- Darüber reden wir ein anderes Mal.
- Das haben schon ganz andere nicht lösen können!
- Wir sind bisher ganz gut damit gefahren. Es gibt daher keinen Grund etwas zu ändern.
- Das ist so nicht darstellbar.
- Was hier zu tun ist, weiß ich selber.
- Das schafft uns doch nur Probleme!
- Wir haben doch gar nicht die Kompetenzen, das zu machen.
- Kommen Sie nächstes Jahr wieder.
- Das klingt ja ganz gut, aber…
- Um die Sache mal objektiv zu betrachten…
- Wenn sich damit wirklich etwas anfangen ließe, wäre sicher schon früher jemand darauf gekommen.
- Wir haben doch ohnedies viel zu tun.
- Meinen Sie das im Ernst?
- Das ist doch Blödsinn!
- Das ist unmöglich!
- Das kann gar nicht funktionieren.
- Dazu fehlt Ihnen der Überblick.
- Es ist doch allgemein bekannt, dass…
- Wir werden uns doch nicht die Finger verbrennen.
- Wir haben jetzt keine Zeit für langes Gerede.
- Um die Sache mal objektiv zu betrachten,…
- …...
Eine Sammlung von unzähligen Killerphrasen finden sie unter:
Diese Listen ließen sich endlos fortsetzen. Ehrlich gesagt, kann ich das auch verstehen. Menschen neigen nun einmal dazu, voreilige Schlüsse zu ziehen – ist schließlich auch bequemer. Und wer kann von sich schon behaupten, nicht zu mindest ein paar der obigen Phrasen schon einmal „benutzt“ zu haben (auch wenn man dabei nicht bewusst das Gespräch abwürgen wollte)?
Doch warum benutzen wir solche „Killerphrasen“ eigentlich?
Killerphrasen sind nichts anderes als Scheinargumente (in Form von Sprüchen, Sprichwörtern oder Redensarten), die die Vorstellungen und Ideen des Gegenübers als ungeeignet darstellen. Sie sollen die Person verunsichern, bloßstellen und oft sogar mundtot machen.
Neue Ideen und Killerphrasen passen gar nicht zusammen. Deshalb sollten – sofern man die Killerphrasen im Gespräch erkennt – diese sofort unschädlich gemacht werden. Begegnen kann man solchen Killerphrasen auf verschiedene Art und Weise:
- Auf die Killerphrase antworten und das Thema wieder auf die Sachebene zurückführen – z.B. indem die Killerphrase einfach als sachlicher Einwand behandelt wird und um konstruktive Vorschlägen zur Lösung des Problems gebeten wird.
- Eine Rückfrage auf die Killerphrase stellen und dabei um eine sachliche Präzisierung bitten – auf die Killerphrase „Bei uns geht das doch nie!“ kann bspw. mit der Frage: „Wie haben es andere Betriebe geschafft?“ gekontert werden.
- Die Killerphrase als solche thematisieren und wenn möglich die Gruppe über die Unangemessenheit urteilen lassen – z.B. durch die Frage, ob es außer der dargelegten Killerphrase auch andere, ernst zu nehmende Argumente gegen diese Idee gibt.
- Als letzte Möglichkeit kann man natürlich auf den unsachlichen Angriff mit einem unsachlichen Gegenangriff reagieren. Ob dies jedoch zum Ziel führ, ist fraglich.
Um nun mit Ihren vielen guten Ideen bestens gerüstet in das nächste Gespräch zu gehen, hier ein kleiner Tipp:
Überlegen Sie sich zu jeder oben stehenden Killerphrase selbst die passende Antwort und Sie werden schnell eine Strategie entwickeln, wie Sie zukünftig diesen Scheinargumenten entgegen treten können.
Wem das nicht reicht - ich habe auch ein Buch gefunden, das Antworten auf Killerphrasen liefert:
Wo gute Ideen herkommen

Bevor man eine Produktentwicklung starten kann, braucht man eine Idee. Aber woher stammt eine Idee, wie kommt es zu einer Idee und wenn möglich sogar zu einer guten? Ideen können verschiedensten Ursprung haben. Während Produktideen aus der Notwendigkeit der Weiter- bzw. Neuentwicklung (z.B. aufgrund des Produktlebenszyklus oder einer Bauteilabkündigung) oder der Anpassung an neue Marktgegebenheiten entstehen, können Ideen auch spontan oder durch die Anwendung einzelner Kreativitätstechniken entstehen. Die Auswertung von Messebesuchen oder Patentanalysen bieten ebenso Möglichkeiten um Ideen zu generieren, wie Inputs aus dem Technologiemanagement bzw. der Vorentwicklung. Potentielle Ideenquellen wie Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten, etc. sollten entsprechend genutzt werden. Es sind also neben den Mitarbeitern aus dem Marketing oder der Entwicklung auch alle anderen Mitarbeiter im Unternehmen gefordert.
Hier ein paar Tipps zur erfolgreichen Ideenfindung:
- Verstärken Sie den Informationsfluss und die Kommunikationsdichte (zu neuen Ideen, neuen Chancen, neuen Geschäftsfeldern, etc.)
- Fördern Sie das Querdenken in Ihrem Unternehmen und schaffen Sie Raum für Kreativität
- Seien Sie aufmerksam gegenüber Reaktionen von Kunden und Lieferanten – diese liefern wertvolle Hinweise darauf, wie Produkte und Dienstleistungen wahrgenommen werden
- Suchen Sie im Hinblick auf Produkte, Dienstleistungen und Service aktiv nach den akuten Problemen Ihrer Kunden und Zielgruppen
- Vergleichen Sie sich ruhig auch einmal mit anderen Branchen, Unternehmen oder Produkten und holen Sie sich dadurch neue Anregungen
- Leiten Sie Aktivitäten ein, mittels denen in zielorientierter sowie systematischer Form Ideen generiert werden
- Nutzen Sie den Austausch mit Fachhochschulen, Universitäten oder anderen Hochschulen
- Besuchen Sie Vorträge und Veranstaltungen wie bspw. die Foren und Innovationspools der PFI
- Recherchieren Sie im Internet und abonnieren Sie Newsletter von Trend- und Zukunftsinstituten
- Suchen Sie aktiv nach Nischen im Markt, nach neuen Zielgruppen oder neuen Kooperationspartnern
- Kooperieren Sie mit anderen Unternehmen, um Innovationen voranzutreiben und in den Markt zu bringen
Dazu gibt es auch ein interessantes Video von Steven Johnson:
Fast Tube by Casper
29. Innovationspool
Passend zu meinem Buchtitel „Was ist vor der Produktentwicklung?“ fand am 8. September 2010 der 29. Innovationspool mit dem gleichnamigen Titel bei der Firma Welser Profile in Gresten (Niederösterreich) statt.
Das konnte ich mir so kurz vor meiner Buchveröffentlichung natürlich nicht entgehen lassen. Gemeinsam mit meinem Kollegen Aigner Gerald machte ich mich also auf den Weg nach Gresten, um dort Neues über die frühen Phasen des Innovationsprozesses zu erfahren und selbst das Thema der Innovationsstrategie als Grundvoraussetzung für effektives Innovationsmanagement zu präsentieren.
Link zur Plattform für Innovationsmanagement: PFI
Bei einer sehr interessanten Betriebsbesichtigung konnten wir einen Einblick in die Profilherstellung gewinnen. Besonders beeindruckt war ich von der abwechslungsreichen Moderation von Mag. Thomas Welser, Geschäftsbereichsleitung Markt- und Innovationsmanagement der Welser Profile AG.
Die inhaltlichen Themen waren allesamt sehr interessant. Zwei davon möchte ich jedoch kurz herausheben. Zum ersten den Vortrag von Frau Mag. Claudia Kaefer, der Gründerin von FRINK. Diese zeigte anhand des Fallbeispiels EUREST die Anwendung und Vorteile von Ethnographie im Front End des Innovationssprosses. Zum anderen hat Mag. Martin Pattera von iip innovation in progress, die Methode Outcome-Driven-Innovation anhand zahlreicher Praxisbeispiele vorgestellt. Die Methode dient dazu unter- und übererfüllte Kundenbedürfnisse in einem Zielmarkt festzustellen und nach Innovationspotenzial zu priorisieren. Als Ergebnis liegt eine zahlenbasierte "Opportunity Landscape" vor, aus der Alleinstellungsmerkmale und Einsparpotenziale sowie Prioritäten für unternehmensweite Innovationsaktivitäten eindeutig abgeleitet werden.
Insgesamt war es eine sehr gelungene Veranstaltung mit vielen interessanten Beiträgen. Es ist aus meiner Sicht schon deutlich geworden, dass das Bewusstsein langsam steigt, sich vor der eigentlichen Produktentwicklung intensiv mit strategischen Fragestellungen auseinander zu setzen. Viele Unternehmen machen sich vermehrt Gedanken wie speziell die frühen Phasen eines Innovations- bzw. Produktentwicklungsprozesses gestaltet werden können, um die unterschiedlichen Erfolgsfaktoren, Einflüsse und Rahmenbedingungen sowie die hohe Komplexität von unterschiedlichen Innovationsvorhaben entsprechend zu berücksichtigen.
Die vielen Beiträge und anschließenden Diskussionen haben mich bestätigt, dass der Thematik rund um "Was ist vor der Produktentwicklung" künftig höhere Aufmerksamkeit zukommen muss, um Wettbewerbsvorteile langfristig sichern zu können.